Aurilsglaube im VK im Detail
Die Auslegung von Aurils Geboten und Lehren im Vereinigten Königreich nennt man weitläufig auch "Reichsritus". Nach diesem ist Auril der oberste aller Götter und wird daher auch als König oder Kaiser des Himmels betitelt. Seine Geschenke gelten als die höchsten der Menschheit und müssen unter allen Umständen vor der Verderbtheit Nors bewahrt werden. Der Zerstörer ist somit das ultimative Feindbild des Aurilsglauben nach Reichsritus. Seine Anbetung ist bei Strafe verboten und seine Anhänger zu bekehren oder unschädlich zu machen. Ähnliches gilt auch für die anderen dunklen Götter, mit Ausnahme von Baldûrim. Denn, laut Ritus, sind die Gaben der dunklen Götter schlecht und verderben die Seele.
Der Aurilskult ist in keinem Lande Deliahs stärker und tiefer in der Bevölkerung verwurzelt als im Reich. Das tägliche Leben ist durch die Feiertage dieser Kirche geprägt, König und Klerus herrschen durch sie legitimiert. Der Einfluss ist daher enorm groß.
Die Kirchenlehren im Reich unterscheiden sich von denen im Lusakischen Kaiserreich essentiell, auch bei der Akzeptanz des Luminus Maximus als Kichenoberhaupt. Zwar gibt es rituelle Unterschiede zur Aurilskirche in den Südlanden, trotzdem folgt sie im Groben dem Reichsritus.
Alle Tempel, die nach dem Reichsritus geführt werden, beherbergen das Jahreslicht, eine segensreiche Flamme, die zur Mittagsstunde der Sommersonnenwende entfacht wurde. Sie erneuert Jahr für Jahr den Segen des Tempels.
Glaubensbild
Auril ist der Schöpfer der Menschen. Er hat ihnen zwar die Unsterblichkeit genommen, daher vergehen ihre Leiber, doch einen kleinen Teil ließ er ihnen für die Ewigkeit, die Seele. Sie wird als Funke Aurils bezeichnet und ist das höchste Gut eines jeden Individuums. Es gilt sie um jeden Preis rein zu halten, denn sie kehrt nach dem Tod heim in Aurils Goldene Halle.
Sünde oder Frevel beflecken die Seele und korrumpieren sie, man folgt den Lehren und Verlockungen der Dunklen Göttern, und mindert dadurch Aurils Funken. Das kann soweit führen, dass der Mensch ganz vom rechten Weg abkommt. Ob es nun ein einfacher Tagedieb, der durch die Umstände abgekommen ist, oder Ketzer, der sich den Dunklen Göttern hingegeben hat, verdienen Wiederaufnahme in die Gemeinschaft des Aurilsglauben, wenn sie ihre Sünden bekennen und Abbitte leisten. Auril verzeiht, und so halten es auch seine Gläubigen.
Der Mensch, in Körper, Geist und Seele, ist seine Schöpfung, darum gilt es dessen Gesundheit und Unversehrtheit im Gesamten zu schützen. Auril gebietet das, und seine Diener werden diesem Gebot mit Wort und Tat Folge leisten. Darum sind Menschenopfer strengstens verboten, selbst geringe Blutopfer sind verpönt und nur bei den älteste Krichenritualen mitanzusehen. Alles was die Unversehrtheit des Menschen verletzt, ist im Reichsritus verboten. Selbstmord und leichtfertiger Umgang mit dem Leben gelten als Sakrileg.
Das Aurilium dient als Leitfaden und Gesetzbuch der Auriliten im vereinigten Königreich.
Jenseitsbild
Ist die Stunde des Todes gekommen, und ein Gläubiger spürt die Berührung Baldûrims, dann wird die Seele bei Auril sichere Aufnahme finden, wenn sie Zeit ihres Lebens recht getan hat. Dabei führt der Herr des Todes sie sicher an der Hand zu den Goldenen Hallen des Gleißenden. Dort leuchtet ihr das ewige Licht, im Kreise ihrer Liebsten mag sie dort wandeln und an des Herren goldener Tafel speisen und jubilieren. Seine treusten Diener aber hüllt der Herr Auril in ein lichtenes Gewand, Helm und Harnisch. Sie sitzen am obersten Ende der Tafel neben dem Gott selbst und werden eines Tages, wenn es mit dieser Welt zuende geht, kommen und sich an der Seite ihres Herrn in die Schlacht werfen um dieses Schicksal abzuwenden. Sie werden, zusammen mit Aurils Engeln und Erzengeln, als die Himmlischen Heerscharen bezeichnet.
All jene Seelen, die jedoch den Geboten des Auril gefrevelt haben, bleiben die Goldenen Hallen verschlossen und das Licht verwehrt und Baldûrim führt sie hinab in Dra´k Infars Kerker, damit sie dort ihre Sünden verbüßen.
Dienerschaft
Die Kirche des Auril im Vereinigten Königreich ist strikt organistert und hierarchisch gegliedert. Sie lässt sich generell in vier Kategorien unterteilen, die zwar dem gleichen Ziel folgen aber mit anderen Aufgaben betraut sind. Sie alle haben dem Gott ihr Leben geweiht. Gemeinsames Oberhaupt ist der Primus.
Der Klerus
Die Priester des Auril sind geweihte Diener, die die Worte und Lehren ihres Gottes verbreiten und Lehren. Ihnen obliegt die Seelsorge und die Betreuung der Gläubigen der Gemeinde. Die Geweihten spenden Segen und übernehmen, vor allem in ländlichen Gebieten, auch manchmal Verwaltungsaufgaben. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, gewährt Auril ihnen einen Teil seiner Kraft.
Der Klerus ist hierarchisch gegliedert und setzt sich wie folgt zusammmen:
Rang | Titel | Anrede | Aufgaben |
---|---|---|---|
Primus | Luminus Maximus, Bote des Lichtes | Eure Heiligkeit | Sein Wort gilt, wenn er vom Sonnenthron herab spricht, als das des Herrn Aurils und damit als absolut. Verstirbt der Primus, wird ein neuer gewählt, diese Wahl gilt auf Lebenszeit und von Auril gewollt. Ihm obliegt auch die Krönung des Königs des Vereinigten Königreiches, es bedarf der Zustimmung des Primus´ für eine legitime Herrschaft.
Thyodelikos II. ist derzeit der Herr der Kirche und zählt 78 Sommer. Er gilt als liberaler Denker aber auch als starsinnig und eigenwillig. |
Kirchenherr | Patriach/ Matriachin | Eminenz | Sie dienen als Vorsteher einer Kirchenprovinz und bilden das Beratergremium des Primus. Als Verwalter der Provinzen sind sie die obersten Diener des Herren in ihrer Region. Ihnen obliegt das Bestellen von Illustraren, die Aufsicht über die Kirchen und der Kirchengesetze in der Region, und priesterliche Aufgaben. Außerdem beinhaltet dies auch die Ober-Verwaltung der Kirchengüter und Wahrung der Interessen der Glaubensgemeinschaft gegenüber weltlichen Herrschern. |
Hochgeweihter | Illumiar | ehrwürdige Exzellenz | Sie stehen unter den Kirchenerren und verwalten je einen Teil einer Kirchenprovinz, Kirchensprengel genannt. Ihre Verwaltungs- und Sakralaufgaben sind denen der Kirchenherren ähnlich, sie bestellen und weihen die Priester und setzen diese in ihre Pfarren ein. |
Priester | Donator Lumini | Hochwürden | Priester betreuen Tempel, kümmern sich direkt um die Gemeinde, spenden Segen und Trost. Manchmal dienen sie als reisende Geweihte und tragen Auils Worte in die Regionen, in denen keine Priester zuhause sind. Meist werden sie einfach mit Vater bzw. Mutter angesprochen. |
Novize | Scintilla | - | Die Novizen bilden die unterste Stufe in der Kirchenordnung. Sie streben die Weihe an und lernen erst die Gebote und Liturgien der Kirche Aurils. |
Laienpriester | Lux | Vater/ Mutter | Laienpriester kennen die Lehren der Kirche und verbreiten diese. Sie helfen bei Messen und Andachten. Zum Unterschied zu den Priestern sind sie nicht geweiht und können daher keine Liturgien wirken. |
Die Paladine
Die Paladine sind der Schwertarm der Kirche, sie verteidigen Glauben und Gläubige. Auch sie sind geweihte Diener und verfügen über kleikale Kräfte von Auril um ihr Werk zu vollbringen. Als Zeichen ihrer Würde tragen sie eine geweihte Waffe, eine Ehre die nur einem Paladin zusteht. Paladine genießen hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Sie unterteilen sich in drei Orden, die jeweils ein heiliges Artefakt des Gott des Lichtes bewahrt. Die innere Struktur ist bei allen drei gleich, haben aber andere Schwerpunkte in der Ausbildung und in den Fähigkeiten der Mitglieder.
- Orden der Goldenen Flamme: Dessen Mitglieder sind hervorragende Kämpfer und meisterlich im Umgang mit der Waffe, meist beherrschen sie mehrere auf hohen Niveau. Er ist der zahlenmäßig der größte Orden und daher vergleichsweise häufig anzutreffen.
- Orden des Silbernen Stern: Die Paladine des Sterns verfügen über große geistige Kraft und vermögen effektiver die Gaben Aurils zu nutzen. Sie kennen Liturgien, die nur ihnen bekannt und zugänglich sind.
- Orden des Rubinschwerts: Während die anderen beiden Orden Novizen aufnehmen, rekrutiert das Schwert ausschließlich aus diesen. Mitglieder des Schwertes sind vollendete Krieger, sowohl mit der Waffe als auch mit dem Geist. Der Orden stellt die Leibgarde des Primus und des Königs. Man sieht Schwert-Paladine sehr selten außerhalb Sterngards oder Risstars.
Die Paladine sind zwar geweihte Krieger und Teil der Kirche, sind aber in die Armee eingegliedert. Dieser Umstand spiegelt sich auch in den blau-schwarzen Wappenröcken der Brüder und Schwestern wieder, die lediglich um die Ordenssymbole ergänzt werden.
Somit unterstehen die Paladine sowohl dem Befehl des Reiches als auch der Kirche, was zu gewissen Schwierigkeiten führen kann. Paladine sind gegenüber Priestern nicht weisungsgebunden.
Rang | Anrede | Aufgaben |
---|---|---|
Ordensgroßmeister | Kommandeur | Es gibt jeweils nur einen Großmeister in einem Orden der Paladine. Sie werden von den anderen Ordensmeistern ihres Ordens auf Lebenszeit gewählt. Alle drei Großmeister sind berechtigt den König des Vereinigten Königreiches abzusetzen. Ihre Sitze sind für gewöhnlich gleich dem Hauptsitz des Ordens. |
Ordensmeister | Sergant | Sie unterstehen ihrem jeweiligen Großmeister, und sind berechtigt, im Falle einer Abberufung oder Ableben, einen neuen zu bestimmen oder einen amtierenden abzuberufen. Sie betreuen auch die Kapitelsäle des Ordens und stehen diesen vor. Sie sind auch die zuständigen Personen im Streit- oder Gerichtsfalle. |
Hüter | Custos Lumni | Im Orden bekleiden sie eine besondere Stellung, da sie, aufgrund ihrer Fähigkeiten, gerne als Leibgardisten und Berater weltlicher und kirchlicher Würdenträger fungieren. Wenn sie nicht einer solchen Funktion nachgehen, sind Hüter nicht ortsgebunden. Zeichen ihrer Würde ist eine Schärpe mit den Ordenswappen darauf. Viele altgediente Paladine bekleiden diesen Rang. Auch bekleiden sie die verschiedenen Ämter in den Orden. |
Ordensbruder | Bruder/Schwester | Die meisten Mitglieder dienen ihr Leben lang als Ordensbrüder/-Schwestern und bilden den größten Teil der Ordensgemeinschaft. Sie dienen sowohl im Regiment als auch als wandernde Krieger. Sie betreuen meist auch Knappen auf deren Weg zum Paladin. |
Knappe | Knappe | Diese Männer und Frauen üben sich mehrere Jahre im Kampf und werden im Umgang mit den Liturgien für die Bekämpfung der Feinde Aurils geschult. Zum Ende ihrer Ausbildung begleiten sie einen Ordensbruder, ihren Mentor, durch das Land um Erfahrung zu sammeln. |
Die Inquisition
Während sich der Klerus um die Verbreitung des Glaubens kümmert, ist die Inquisition dafür zuständig dessen Richtigkeit zu überprüfen, Irrgläubige auf den wahren Pfahd zurückzuführen. Dabei ist der Einsatz von Gewalt das letzte anzuwendende Mittel. Sie sind debei zumeist innerkirchlich anzutreffen. Außerdem ist die Inquisition mit der Aufgabe betraut, Bestien und Dämonen Nors zu finden und zu vernichten oder Geister auszutreiben.
Inquisitoren sind die einzigen Diener Aurils, die zwei Weihen empfangen, sowohl die eines Priesters als auch eines Paladins, da sie beide Ausbildungen durchlaufen haben. Sie tragen ebenfalls geweihte Waffen.
Die Meinung des Volkes über Inquisitoren ist recht zwiegespalten. Während ein Teil, vor allem an der Küste sie fürchtet, was auf die Wironmarer Iquisition (aufgelöst 1423n.R.) zurückzuführen ist, hat der andere Teil keine besondere Meinung zu ihnen oder kennt sie gar nicht. Man bringt ihnen aber Respekt engegen, da sie den Rang eines Illuminaren, Großinquisitoren sogar den eines Patriachen, bekleiden.
Andere Ordensgemeinschaften
Ob nun Mönchsorden oder Ritterbünde, es gibt im Vereinigte Königreich etliche davon. Allen gemein ist, dass ihre Mitglieder ungeweiht sind aber ihr Leben Auril und seinen Lehren gewidmet haben. Bekannte Ritterorden sind der Orden der Wacht sowie die Templer.
Der jüngste Bund ist der Orden des Bronzenen Buches. Er wurde von Sifried von Ellwangen gegründet und ist ein Zusammenschluss sowohl von geweihten als auch ungeweihten Gläubigen. Ihm gehören auch zahlreiche Paladine an. Geführt wird er von Albrecht von Hohenberg.
Strömungen innerhalb der Kirche
In der Kirche gibt es verschiedene Ansichten, vor allem was die Verbreitung der Lehren und der Toleranz gegenüber Andersgläubigen betrifft. Dabei handelt es sich nicht um herätische Gruppen sondern um eine innere Einstellung eines jeden Götterdiener. Auch sind die Gruppen nicht zu definierten Orden oder Gemeinschaften zusammengeschlossen.
- Mahnende: Der konservative Zweig der Kirche hatte in den letzten Jahren immer weniger werdende Anhänger. Verfechter dieser Glaubensauslegung ermahnen die Gläubigen auf den Pfaden Aurils zu bleiben, denn jeder Fehltritt zöge die unausweichliche Strafe des Herrn nach sich, von körperlicher Züchtigung bis hin zur Verbannung aus dem Paradis. Herbste Niederlage in der innerkirchlichen Auseinandersetzung war die Auflösung der Wironmarer Inquisition im Jahre 1423 durch Helios XII.
- Liberale: Sie bestimmen seit Jahrzehnten das Kirchengeschick. Sie legen den Glauben dahingehend aus, dass der Mensch zwar sündigt, doch Vergebung finden kann. Auril ist nicht strafend sondern gnädig, wenn man ihn um Verzeihung bittet. Die Lebensaufgabe der Anhänger ist es den Gläubigen auf dem Weg durch das Leben zu helfen, einzustehen für das Seelenheil aller Gläubigen.
- Versöhnliche: Weiters gibt es eine Strömung innerhalb der Kirche, die es erst seit wenigen Jahren gibt. Sie ging aus den Liberalen hervor und muss als eigene Glaubensauslegung gesehen werden. Die Anhänger sehen in Auril den gnadevollen Herrn und Wahrer der Schöpfung, wider dem Verderben und nicht wider dem Nor. Durch das Auftreten des Verderbens sieht dieser Kirchenzweig die Aurilskirche und die der anderen Götter im Zugzwang alte Feindschaften zu begraben um den Erhalt der Welt zu sichern. Ihre Mitglieder halten sich meist bedeckt und geben sich nicht offen zu erkennen.
Riten in der Kirche
Bei Andachten, Messen und Feiern der Kirche wird der Diener des Herren immer mit dem Rücken zur Sonne und, wenn möglich, leicht erhöht stehen, während die Gemeinde sich im Halbkreis vor ihm versammelt. Dies symbolisiert, dass der Geweihte als Gesandter Aurils spricht. Das Volk senkt dabei sein Haupt, um nicht geblendet zu werden. In manchen Regionen des Westens wird auch die Aurilsscheibe auf den Boden gemalt, wobei die einzelne Zacke Richtung Sonne weist. Bei dem Gebet oder Bitten an Auril wendet der Geweihte sein Gesicht in Richtung der Aurilsscheibe und bringt dem Herrn so sein Anliegen zusammen mit denen der Bevölkerung vor.
Der Altar sollte dabei stets schön gerichtet sein, dabei aber stets zwischen Geweihten und Sonnenscheibe stehen. Gelbe Blumen, wie Sonnenholm und Sonnenblume, sind gern gesehener Schmuck. Rituelles Gerät oder Opfergaben sollen dort bis zu deren Gebrauch im Lichte liegen.
Die Gestaltung der einzelnen Andachten, Messen oder Feiern obliegt jedem Priester selbst, es ist aber nur gefällig Geweihte der anderen Himmlischen bei den Aurilsdiensten einzubinden oder um eine Wortspende zu bitten.
Morgen- und Abendandacht
Am Morgen versammeln sich die Gläubigen im Tempel oder am Felde um das erste Licht des Tages zu begrüßen. Dabei wird vor Beginn der Messe ein Feuer entfacht, oder eine Kerze entzündet und in die Mitte zwischen Gemeinde und Geweihten gestellt. Der Aurilit spricht zum Volk über den hereinbrechenden Tag, meist von dem was er bringen wird. Beim ersten Sonnenstrahl wendet auch er sich der Aurilsscheibe zu und gemeinsam begrüßen sie das Licht und danken Auril für seine Gnade. Nach einem Gebet wird die Gemeinde entlassen, jedoch zuvor wird das Feuer oder die Kerze mit den Worten "Die dunkle Nacht ist vorüber, der neue Tag ist herangebrochen. Nun wandeln wir wieder in Aurils Himmelslicht. Der Funke des Tages soll heimkehren. Auril omnia lucet!" Nur in besonders schlimmen Zeiten, wo auch das Licht auf Erden benötigt wird, wird die Kerze oder das Feuer brennen gelassen.
Das Gebet zum Abend ist dem zum Morgen ähnlich. Es wird bei Sonnenuntergang gehalten. Auch hier spricht der Geweihte zuerst zum Volk. Gemeinsam danken sie dann Auril für den Tag und um Beistand und Schutz für die Nacht. Beim letzten Sonnenstrahl etzündet der Priester ein Feuer oder eine Kerze mit den Worten "Auch wenn deine glühende Sonne nicht mehr über uns steht, so wissen wir, dass du immer über uns wachst. Dieses letzte Licht des Tages soll uns Schutz und Quell der Zuversicht in der dunklen Nacht sein." Der letzte Sonnenstrahl wird eingefangen und erst am nächsten Tag bei der Morgenandacht freigelassen.
Anschließend wird die Gemeinde mit einem Segenswunsch entlassen.
Während in den größeren Tempeln das letzte Tageslicht gehütet und vor dem Ausgehen bewahrt wird, wird es in manchen ländlichen Regionen trotzdem ausgelöscht. Dies hat den einfachen Grund, da viele Hütten von Bauern aus Holz gezimmert und mit Stroh gedeckt sind.
Gebet zur Mittagsstunde
Während die Begrüßung und die Verabschiedung des Tages zumeist lediglich Andachten sind, stellt das Mittagsgebet die große Messe des Tages dar. Zur Stunde, an der die Sonne am höchsten am Himmel steht, sollen Neugeborene im Lichte Aurils gesegnet, Ehen geschlossen, Eide besiegelt oder Verstorbene beigesetzt werden. Meist wird bei der Messe gesungen und so dem Herrn gedankt. Vor Beginn der Messe wird von einem Diener ein Feuer im Zentrum der Betenden entfacht. Vor dem Gebet wird dort Auril geopfert und die Gaben verbrannt.
Kindersegen
Bei Taufen tritt das Elternpaar vor den Geweihten hin und bittet ihn, das Kind zu segnen. Der Priester nimmt sodann den Säugling in beide Hände und hält ihn der Sonne entgegen. Dabei betet er mit lauter Stimme zum Herrn und erfleht dessen Segen für das Kind. Anschließend wiegt er es im Arm und zeichnet mit Sonnenblumenöl das Aurilssymbol auf die nackte Brust des Kindes.
"Sein ist das Licht des Lebens, dieser Funke ruht in dir. Auril behüte dich auf all deinen Wegen." Mit diesen Worten heißt er das Neugeborene in der Glaubensgemeinde willkommen.
Eheschließung
Haben sich zwei Menschen gefunden und sind gewillt sich vor dem Angesicht des Herren zu verbinden, sollen sie eine Nacht in besinnlicher Andacht inne halten und dabei aus gelben Bienenwachs ein kleines Herz formen. Zur nächsten Mittagsstunde sollen sie zur Messe erscheinen. Getrennt treten sie vor den Aurilsdiener hin und bitten ihn, ihren Bund zu weihen. Gemeinsam sprechen die beiden "Ich gebe dir das, was mein ist. Mein Herz gehört dir." Sie zeigen einander die selbstgemachten Herzen und reichen sich einander die Hand mit dem Herzen darin. Der Aurilit wendet sich als dann an den Herrn und bittet ihn mit lauter Stimme um seinen Segen. Dann wendet er sich wieder an die Brautleute und verkündet: "Auril hat diese zwei Seelen zusammengeführt. Sein Segen mit euch!"
Im Anschluss opfern die Eheleute Auril geweihtes Sonnenblumenöl, ehe sie dann zum ersten Mal gemeinsam das Brot brechen und es in Öl tauchen und einander zu Essen geben. Danach teilen sie mit allen Anwesenden Brot und Öl.
Haben sich die Wachsherzen bis zum Brotbrechen verbunden gilt dies als besonderes Glückssymbol für die Eheleute. Sich gegenseitig vom Brot zu Essen zu geben, zeigt den Willen den Partner zu ernähren, das Verteilen von Brot und Öl an die Anwesenden ist Zeichen dafür seinen Nachbarn, Freunden und Fremden stets Hilfe in der Not zu sein.
Beisetzung
Die Beisetzung eines Menschen ist wohl die wichtigste Messe die ein Aurilit halten kann, denn die Seele, der Funke Aurils, lässt die sterblichen Überreste hinter sich und soll in die Goldenen Hallen eingehen können. Der Geweihte hat durch seine Gebete für sicheres Geleit zu sorgen. Traditionell wird der Priester von einem oder mehreren Dienern des Herrn Baldûrim begleitet und unterstützt, um dies zu gewährleisten und Körper wie Seele ewigen Frieden zu gewähren. Daher steht auch der Verblichene im absoluten Mittelpunkt der Feier, keine anderen Liturgien sind dabei anzustimmen oder Verkündigen zu machen, um nicht die Messe zu entweihen und dem Toten die Einkehr in das Paradies Aurils zu verwehren.
Vor der Trauerfeier ist der Tote zu waschen und aufzubahren. Er soll dabei in seine beste Kleidung gewandet sein und auf einer Bahre ruhen, die auf der sonnenweisenden Zacke der Aurilsscheibe steht an stelle des Altars. Kerzen und Feuer sollen den Aufbahrungsort erleuchten und die Dunkelheit fernhalten. Zu Beginn der Messe Opfert der Geweihte, zusammen mit den dem Verblichenen nahestehndsten Personen, Weihrauch oder andere wohlrichende Hölzer oder Pflanzen. Dann zeichnet der Götterdiener mtit Öl das Aurilssymbol dem Toten auf die Stirn. Der Priester tritt in die Mitte des Sonnensymbols und wendet sich an die Trauergemeinde und spendet den Anwesenden Trost. Angehörige, Freunde oder Kammeraden sollen dabei Gelegenheit haben, Worte über den Verblichenen zu finden. Anschließend wendet der Geweihte sich um, öffnet dem Toten den Mund, damit die Seele ausfahren kann und opfert erneut Weihrauch. Dann betet er laut zu Auril, den Toten dabei stets im Blick haltend, und bittet darum, dass der Funke Licht der Seele Heim finden möge. Weihrauchduft, Gesang und zwölffacher Glockenklang sollen sie begleiten. Anschließend wird der Verstorben beigesetzt, oder verbrannt, je nachdem, wie es Brauch ist. Die Trauernden rissen früher dabei denn Saum ihrer Kleidung ein, und trugen diesen Riss zwölf Tage als sichtbares Zeichen der Trauer. Heute verwendet man dafür Bänder oder eine Art Schal, die man sich an den Gürtel hängt. Rechts für die Familie, links für treue Freunde des Verstorbenen.
Bei hochrangigen Damen und Herren ist ein Trauerzug vor der Totenmesse oder zur Grablege üblich. Soldaten oder Krieger werden zumeist mit ihrer Waffe auf der Brust ruhend verabschiedet. Andernorts halten sie einen Blumenstrauß in Händen oder sind auf gelben Blumen gebettet.
Riten des Alltags
Neben der Morgen- und Abendandacht, so wie dem Mittagsgebet gibt es für Geweihte oder Tiefgläubige Riten des Alltages, die stets eingehalten werden sollten.
- Jeder Geweihte trägt stets ein Fläschchen mit Sonnenblumenöl für Messen, Andachten oder Liturgien bei sich.
- Vor jeder Speise sei Auril zu danken, ein Geweihter segnet das Mahl, indem er ein kleinwenig von seinem Öl darüber vergießt.
- Bricht die Nacht herein, so Betritt ein Geweihter nie ein dunkles Zimmer, das Licht soll ihn stets begleiten, denn er ist ein Bote des Herrn. Sollte keine Laterne oder Kienspan greifbar sein, so soll er Aurils Gabe nutzen.
Feier- und Festtage
Hier sind die wichtigsten Feiertage der Aurilskirche vermerkt, die man überall im Reich begeht. Hinzu kommen noch zahlreiche andere regionale Feste, die hier nicht Erwähnung finden.
Sommersonnenwende
Die Sommersonnenwende stellt den wichtigsten Tag des aurilitischen Kirchenjahres dar. Traditionell wird an diesem Tag nicht gearbeitet. Bereits am Morgen versammeln sie die Gläubigen am Feld oder am Platz vor dem Tempel um das erste Licht des längsten Tages zu begrüßen. Dabei werde traditionelle Choräle angestimmt. Im Anschluss ziehen die Priester von Haus zu Haus und segnen die Türschwellen mit Sonnenblumenöl für das nächste Jahr, damit nichts Böses sie überqueren kann.
Zur Mittagsstunde versammeln sich erneut die Gläubigen am Tempelvorplatz, wo unter den Gesängen der Geweihten das Licht des hellsten Tages geborgen wird, und das Jahreslicht entzündet. In einer feierlichen Prozession wird es dann durch die Stadt oder das Dorf getragen und schließlich im herrlich geschmückten Tempel für ein Jahr am Leben bis zur nächste Sommersonnenwende erhalten. Der Segen des Tempels wird dadurch erneuert.
Die Messe zum Abend beginnt im Tempel mit einem gemeinsamen Gebet. Anschließend zieht die Gemeinde hinaus in die Mitte des Sonnenblumenfeld des Tempels, wo Auril für seine Gaben gedankt wird. Umgeben von den gottgefälligen Blumen werden die Feiernden an Aurils Geschenk erinnert, sein Licht, ohne das kein Leben und Wachstum möglich wären.
Danach kehren die Gläubigen heim, wo sie bei einem Festmahl in der Dämmerung den Tag beschließen.
Wintersonnenwende
Die Feier des kürzesten Tages gestaltet sich im Gegensatz zum Fest der Sommersonnenwende bedächtig. Die Morgenandacht wird alleine vom Geweihten gehalten. Zur Abendstunde aber versammelt sich die Gemeinde im Tempel, die Messe gestaltet sich ebenfalls bescheiden. Am Ende der Feier wird das Jahreslicht an alle Anwesenden ausgegeben, damit sie es, und damit Aurils Segen, mit nachhause nehmen können. Dort wird das Licht in ein Fenster gestellt. Die Geschichte von Väterchen Kerzenschein berichtet von diesem Brauch.
Traditioneller Weise wird an diesem Tag Honigkuchen gegessen.
Fest der Tag- und Nachtgleiche
Das Fest wird zweimal jährlich gefeiert, im Frühling wie im Herbst. Es wird traditionell gemeinsam mit der Kirche der Farun begangen und gestaltet, zumeist in den Abendstunden. Typisch dafür sind Theaterstücke und Tänze, die den ewigen Wechsel zwischen Sonne und Mond symbolisieren. Während im Frühjahr die Sonne triumphiert, ist es im Herbst der Mond. Doch stets ist dieser Kampf ein friedlicher.
Feiern, Tanz und Fröhlichkeit sind Teil dieser Feste.
Im Frühjahr feiert man das Ende des Winters, im Herbst dankt man den Göttern für die reiche Ernte.