Geschichte Ravenhaims

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Die Gründung Ravenhaims

Lange Zeit herrschte Unfrieden zwischen den Nord- und den Südstämmen, glaubten die Menschen im Norden doch an die vier Raben und verleugneten die Existenz von Tiburnia und Morpheus. Es lag ihnen nicht, vor ihren Gottheiten zu knien. Die Raben waren ein Teil von ihnen und sie ein Teil der Raben, warum sollten die vier Farbbringer also von den Menschen verlangen, sich zu beugen?

Die Nordländer gründeten Ravenhaim, und dort sammelten sich viele, denen es ein Anliegen war, den alten Glauben Tiburnias zu verteidigen. Während es in den Jahren vor der Ankunft der Tholoser immer wieder zu Überfällen zwischen den beiden Seiten kam, war Ravenhaim gezwungen, die Leute und das Land mit allen Mitteln zu schützen. Als die Fremden das Südland erreichten, gab es kaum mehr Übergriffe von Seiten der Anhänger Tiburnias. Einen großen Schlag erwartend, wuchs Ravenhaim in den Jahren, die die Südstämme mit den Tholosern zu kämpfen hatten zu einer recht anschaulichen Stadt heran – wenn in ihrer Größe und Baukunst auch nicht zu vergleichen mit Tholosen.

Erster Krieg gegen Tholosen

Den schnellen Fortschritt der Stadt Tholosen unterschätzend, fühlten sich die Südstämme immer noch klar im Vorteil gegenüber den Fremdlingen. Nach wie vor kauften die Siedler Nahrung von ihnen und zahlten ihren Tribut. Die leisen Stimmen, die den Anführern der Stämme warnende Worte zuflüsterten wurden überhört, denn, so glaubte man, die Fremden würden es nicht wagen, sich mit den Südstämmen anzulegen und die Hand zu beißen, die sie füttert. Doch das Blatt sollte sich wenden. Unbemerkt sammelten die Tholoser ein Heer und überfielen die ersten Dörfer. Die Nachrichten über den Angriff verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Kaltblütig und herzlos hatten die Fremdlinge unschuldige Menschen getötet. Feige fielen sie ihnen in den Rücken, ohne ihnen die Chance zu lassen, sich zu wehren. Sie hatten Einheimische in ihre Stadt verschleppt und zwangen sie, ihnen zu dienen. Ein Rat wurde abgehalten und die Südstämme waren sich einig: es war höchste Zeit, den Fremden ein Ende zu setzten. Getrieben von Hass und Wut sahen die Anführer ihren Vorteil in der großen Zahl ihrer Krieger. Ohne einen Hehl aus ihrem geplanten Angriff zu machen, zogen sie mit vereinten Kräften vor die Tore Tholosens. Vorerst schien der Kampf nicht aussichtslos zu sein. Beide Seiten hatten Verluste zu beklagen, doch die Südstämme gingen besser aus den ersten Kämpfen hervor, als die Tholoser. Ein weiterer feiger Schachzug der Fremdlinge brachte jedoch die Niederlage. Feige, wie die Tholoser waren, schlichen sie sich von hinten an das Heer der Südstämme heran, und zwangen sie in die Knie. Viele der Tiburnienser wurden versklavt. Die freien Menschen kämpften, bis es für sie keine Chance mehr gab. Die Übermacht Tholosen hatte gesiegt. Die wenigen, die noch übrig geblieben waren, flüchteten in den Norden.

Ravenhaim hatte während der letzten Jahre und Jahrzehnte Zeit gehabt, sich zu entfalten, denn seit die Fremdlinge ins Land gekommen waren, waren die Südstämme mit anderen Dingen als Religionskriegen beschäftigt. Als diese jedoch mittellos und ohne kriegerische Absicht in Ravenhaim Schutz suchten, fanden sie ihn dort. Mit der Hilfe von Ravenhaim gründeten die Südländer die Stadt Thukol ganz im Norden von Tiburnia.
Ravenhaim sowie Thukol befestigten ihre Stadt und bildeten Krieger aus, um die Tholoser zurück ins Meer zu treiben. Natürlich waren die Menschen Tiburnias immer noch wütend über die Dreistigkeit der Fremden. Das Gebiet Skalmheim wurde verwendet, um einen Rückzugspunkt für die Krieger zu schaffen, wenn sie aus dem Südland zurückkamen.
Königin Kaolin von Ravenhaim schickte laufend Krieger und Kriegerinnen in den Süden, wo sie die Festungsstädte Rashemen und Calimhafen bedrohen sollten, um ihre Verachtung gegenüber Tholosen zu demonstrieren. Tholosen sandte nach einigen groben Überfällen auf vereinzelte Dörfer einen Boten nach Ravenhaim, der den Nordländern den Krieg erklärte. Der Bote wurde geköpft und zurückgeschickt. Wie er, sollten alle Tholoser sterben.
Dieser Krieg war der bis dahin längste. Die Schlachten waren blutig zu Beginn, wurden jedoch mit jedem neuen Kriegsjahr aufreibender. Die Fronten schoben sich von Norden nach Süden und wieder zurück, bis sie sich schließlich in den Bergen auflösten und ein grausamer Guerillakrieg losbrach, der beiden Heeren die letzte Kraft nahm. Viele Soldaten beider Seiten desertierten damals, und zogen sich in die unwegsamen Höhen zurück, die harten Winter forderten von allen Parteien viele Opfer.
Zehn Jahre dauerte dieser zehrende Krieg zwischen Ravenhaim und Tholosen, und trotzdem war danach nichts entschieden. Die beiden verfeindeten Generäle schlossen im Herbst des zehnten Kriegsjahres ohne Zustimmung des Senates und der Fürstin einen Waffenstillstand und kehrten in ihre Heimat zurück, wo sie beide für diese Tat hingerichtet wurden. Doch die angeschlagenen Heere ließen keinen weiteren Kriegszug zu und der Tholoser Senat erkannte schließlich den Waffenstillstand an und reorganisierte das Heer.
Die Deserteure der beiden Armeen blieben in den Bergen, da ihnen in der Heimat der Tod drohte, und gründeten an der Stelle, wo das Flüsschen Rhonin den großen Dravus mündete, das kleine Städtchen Rhonfurt als ein Symbol des Friedens zwischen Ravenhaim und Tholosen, was jedoch von keiner der beiden Parteien beachtet wurde.

Intermezzo des Friedens

50 Jahre lang herrschte in der Folge Frieden zwischen Ravenhaim und Tholosen. Allerdings kam es innerhalb des Königreichs immer wieder zu Auseinandersetzen. Berengar und Kjartan von Ravenhaim lieferten sich einen erbitterten Kampf um die Thronfolge. Der eine wollte Tholosen in den Boden stampfen, während der andere den Fortschritt darin sah, sich mit Tholosen zu verbünden. Hin und her gerissen zwischen den streitenden Königskindern, übersah man, wie rasch sich Tholosen vergrößerte. Als Kjartan und mit ihm die Stimme der Befürworter des Friedens durch rätselhafte Umstände starb, konnte Ravenhaim sich endlich erholen und wuchs zu einer ordentlichen Größe heran. Jedem der vier Raben wurde eine Ritterschaft unterstellt, deren Aufgabe es war, die jeweiligen Fähigkeiten der Raben zu nutzen und zu bewahren.

Zweiter großer Krieggegen Tholosen

Unter dem Wappen der vier Raben wurde die Stadt zwar groß und mächtig, aber Tholosen hatte die Jahre der Zerrüttung genutzt und sich bis ins Mittland vorgewagt. Nach 50 Jahren des Friedens, stand Königin Vanadis der Tochter von Berengar, nun ein Krieg bevor, den sie nicht gewinnen konnte – fürs Erste. Die Tholoser zogen unbezwungen bis vor die Tore von Ravenhaim. Die Südländer schlugen das Heer im Norden und belagerten Ravenhaim fünf Monate lang, bis Vanadis die Stadt nicht länger halten konnte. Sie musste Ravenhaim aufgeben, doch sie schwor, die Stadt zurückzuerobern, sobald sie genügend Krieger an ihrer Seite hätte. Mit einem Schiff konnte die Königin über den Ravenhaim-Fjord nach Thukol entkommen, während die Tholoser die stolze Nordstadt überfielen und ihre Kinder schändeten.
Noch heute wird Königen Vanadis unter den Ravenhaimern verehrt. Der erste Tag jeden Jahres ist ihr gewidmet, denn wie jedes neue Jahr brachte auch sie die Hoffnung zurück nach Ravenhaim.
Zwei Jahre brauchte Vanadis, um in Thukol eine Armee zusammenzustellen, die im Zeichen der Raben zurückerobern sollte, was immer schon den Nordländern gehört hatte. Karaka gewährte ihr den Schutz der Dunkelheit, als sie ihre Krieger gegen Ravenhaim führte. Lyktin ließ nicht zu, dass Vanadis auch nur ein Geheimnis übersah, Darafin erinnerte jeden ihrer Krieger daran, dass sie um ihr Sein kämpften und schützte sie mit seinen Schwingen und Findadur malte den Wandel und brachte den Ravenhaimern ihre Stadt zurück. Kein Tholoser, der sich zu dieser Zeit in Ravenhaim aufhielt, überlebte, denn jeder Südländer wurde verbrannt. In der Folge vertrieb Vanadis alle Südländer aus dem Norden, schickte allerdings einige Spione mit zurück nach Tholosen. Die Südländer, noch immer von ihrer Macht und Stärke überzeugt, machten keinen Hehl daraus, dass sie Ravenhaim ein weiteres Mal angreifen würden, unterschätzen jedoch Vanadis, welche die Armee Tholosens bereits in Skalmheim vernichtend schlug. „Eines jeden Tholosers Schicksal“, schrieb sie
dem Senat von Tholosen und schickte ihnen den Kopf jenes Feldherren, der sich bis nach
Skalmheim vorgewagt hatte. Doch Vanadis‘ Rache sollte die Tholoser noch viel härter treffen. Sie zog mit ihrer Armee über das Gebirge und schlug sich bis vor die Tore Tholosens durch. Dort starb sie in einem ehrhaften Kampf und brachte ihrem Land den Frieden zurück.

Blüte Ravenhaims

In den darauf folgenden 30 Jahren herrschte Frieden. Im Dravusdelta wurde die Stadt Wendorin gegründet und Ravenhaim erholte sich vom Krieg. Die Wut gegenüber den Tholosern wurde jedoch nicht geringer. Noch immer sahen sie keine andere Möglichkeit, den Frieden langfristig zu sichern, als die Tholoser endlich zu schlagen. Es gab einige Angriffe gegen die Küstenstädte Calimhafen, Rashemen und Soronia. Dadurch kam es in Tholosen zu einem Umschwung. Ein Diktator erhob sich und zog erneut gegen Ravenhaim. Er zog mit seinen Männern ins Gebirge und besiegte die Ravenhaimer in einem zehrenden Guerillakrieg. Die Stadt Skalmheim, die den Legionen das letzte Mal so viel Unglück brachte, brannte er nieder. Schließlich erreichte er mit seinen Männern die Hochebene Ravenhaims, doch dort zermalmte ihn die Wucht der heimischen Soldaten. Die überlebenden Legionäre wurden gepfählt.
Ravenhaim ließ sich nicht mehr einnehmen. Die Stadtmauern wurden befestigt, die Krieger noch besser ausgebildet und die Schmiede hatten mehr Arbeit denn je. Doch inzwischen war Tholosen so geschwächt, dass sie vorerst nichts zu befürchten hatten. Wendorin, unbemerkt von all dem Kriegsgeschehen, wuchs und wuchs. Die Skalmheimer Flüchtlinge suchten während des Krieges in Wendorin Schutz und die meisten von ihnen fanden Gefallen an der aufstrebenden, an den Kriegen unbeteiligten Stadt.

Tiburniensische Oberherrschaft

In Thukol kam es zu Streitereien bezüglich der Vorherrschaft über die Stadt. Guntram von Thukol tötete sowohl seinen Vater, als auch seinen Bruder und verkündete, dass er sich nun zum König einer unbedeutenden Siedlung machte. Diese Tat wurde von den Ravenhaimern nur belächelt.
Keiner unternahm ernsthafte Versuche, Guntram von seinem hohen Ross zu stoßen, denn er war für Ravenhaim keine Gefahr.
Im Süden Tiburnias schloßen sich Rashemen, Calimhafen und Soronia zusammen und gingen gegen Tholosen vor. Sie wollten ihre politische Freiheit erreichen. Das geschwächte Tholosen konnte ihnen nicht mehr viel entgegensetzen. Ravenhaim beobachtete die Streitereien und beschloss abzuwarten, bis Tholosen so geschwächt war, dass die Nordländer es sich nur noch zu nehmen brauchten. Tholosen bat Wendorin um Hilfe im Kampf gegen die eigenen Tochterstaaten, doch Wendorin hatte sich inzwischen andere Sachen zum Ziel gesetzt und leistete der Südstadt keine Unterstützung.
Wendorin entwickelte sich prächtig. Nur wenige Kriegsflüchtlinge waren nach Skalmheim zurückgekehrt und die Stadt hatte gerade zur rechten Zeit einen Aufschwung erlebt. Unter den Flüchtlingen war ein berüchtigter Scharlatan, der schon allerlei sonderbares Zeug erfunden hatte.
Durch einen Zufall entdeckte er eine magische Formel, deren Wirkung die Hälfte seines Hauses in die Luft sprengte. Nachdem er festgenommen wurde, zwang man ihn, seine Entdeckung in eine tragbare Form zu bringen, was dieser gegen sein Leben natürlich gerne tauschte. Unbemerkt plante Wendorin mit Hilfe dieser neuen, atemberaubenden Waffe, Ravenhaim anzugreifen und die Vorherrschaft im Norden zu übernehmen. Die Wendoriner waren gegenüber Ravenhaim zahlenmäßig natürlich weit unterlegen, aber durch einen geschickten Angriff konnten Ravenhaims starke Stadtmauer mit Hilfe der alchemistischen Bomben zerstört werden. Überrumpelt, von den eigenen Landsleuten, lieferten sich die Ravenhaimer einen erbitterten Kampf. Sie hatten viele Verluste zu beklagen, schafften es aber dennoch, durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit die Wendoriner zurück in ihr Land zu verweisen. Die Ravenhaimer taten ihr bestes, ihre Mauern so schnell wie möglich neu aufzubauen, doch schon ein halbes Jahr später startete Wendorin einen weiteren Angriff. Dieses Mal konnte Ravenhaim den Schachzug frühzeitig erkennen und hielt das Heer auf, bevor es bis nach Ravenhaim vordringen konnte. Allerdings stürzten weitere Teile der
Stadtmauer ein, ebenso wie die große Halle, in der sich dummerweise der König von Ravenhaim befand. Unbemerkt wurden von feindlichen Spionen alchemistische Bomben platziert, die es dem Heer von Wendorin erleichtern sollten, hineinzukommen. Obwohl es niemals ankam, wurden die alchemistischen Waffen gezündet. Im darauf folgenden Jahr war Ravenhaim sehr geschwächt. Bis ein neuer König gefunden war, herrschten Unruhen in der Stadt.
Der Krieg wollte kein Ende nehmen. Auf ganz Tiburnia kam es zu Machtkämpfen und Kriegen, die am Schlachtfeld viele Opfer forderten. Die kleine Insel war zerrüttet und es gab kaum Hoffnung auf eine Besserung.

Guntram von Thukol erkannte seinen Vorteil und überrannte das ausgeblutete Wendorin. In einem weiteren Feldzug schaffte er es, mit dem übrig gebliebenen Heer von Wendorin und seinem eigenen das geschwächte Ravenhaim zu übernehmen. Guntrams Wille war es jedoch keineswegs, Ravenhaim zu vernichten oder gar die Bevölkerung zu töten. Er träumte von einem vereinigten Tiburnia und konnte die Krieger Ravenhaims von seiner Idee überzeugen, die ganze Insel unter dem Wappen des Nordens zu einen. Guntram heiratete die Tochter des verstorbenen Königs von Ravenhaim und ernannte sich etwas vorschnell zum König von Tiburnia. Ravenhaim und seine Grenzgebiete wurden zu einem Fürstentum erklärt.
Guntram wurde schon bald von der Mehrheit der Bevölkerung als ein wahrer König akzeptiert, denn er schaffte es, den Menschen neue Hoffnung zu geben. Er begeisterte die Heere von seiner Idee, die ganze Insel zu einen. Mit einem gewaltigen Heer zog er über das Gebirge nach Süden und durchquerte dabei ein großes Tal, in dessen Zentrum sich ein ansehnlicher Hügel erhob. Dort schlug er sein Lager auf und ließ es befestigen. Seinen Ingenieuren trug er daraufhin auf, das Lager zu befestigen und eine Stadt zu errichten, von der aus er sein Königreich regieren wollte. Und da es das Zentrum Tiburnias werden sollte, benannte er die Stadt nach der Insel, die sie beherrschen sollte.
Doch sein Feldzug führte ihn weiter nach Süden, wo die durch den langen Krieg geschwächten und von dem gewaltigen Heer eingeschüchterten Festungsstädte Rashemen und Calimhafen sich bald geschlagen gaben.
Nur Soronia und Tholosen hielten zusammen und kämpften verbissen für ihre Freiheit. Doch schließlich konnten auch sie gegen die tiburniensische Übermacht nicht bestehen.
Guntram als Thukoler erklärte die göttliche Trias Tiburnia, Morpheus und Oljenis zur Staatsreligion und auch in Ravenhaim musste ein Tempel zu Ehren dieser Götter gebaut werden. Der Fürst hatte keine Wahl, er musste diese Entwicklung hinnehmen, aber akzeptiert wurde sie von der Bevölkerung nie. Der Tempel stand leer, denn außer den Priestern, die von der Stadt Tiburnia geschickt wurden, besuchte niemand die Götter. Die Farbbringer verschwanden nicht aus den Köpfen der Ravenhaimer. Bis heute zeigt das Wappen der Nordstadt den Raben mit den vier bunten Flügeln und es wird mit Stolz getragen.

Ravenhaim wurde zur Hauptstadt des Herzogtums der Nordlande erklärt und konnte sich unter der Herrschaft Guntrams prächtig entwickeln. Sogar dem neuen Forschungszweig der Magie konnte nachgegangen werden. In Tiburnia, Tholosen und in Ravenhaim sollten Magierakademien errichtet werden, doch die Ravenhaimer zeigten nicht sonderlich begeistert von diesem neuen Forschungsgebiet, waren doch die einzigen, die Magie nutzten die Geheimniswahrer der Raben und selbst von ihnen gab es nur wenige. Die Magierakademie von Ravenhaim wurde schon bald aufgelöst, da sie keinen Erfolg brachte. Diejenigen, denen es ein Anliegen war, Magier zu werden, wurden in die Hauptstadt Tiburnia geschickt, um dort die arkanen Künste zu erlernen. Das Gebäude sollte jedoch eine Akademie blieben. Ravenhaims Krieger waren in ganz Tiburnia für ihre Kampfkünste und ihr Geschick in der Kriegsführung bekannt. So wurde aus der Magierakademie eine Kriegerakademie, die noch heute in ganz Tiburnia einen ausgezeichneten Ruf genießt.
Die Ravenhaimer Schiffbauer bauten immer bessere, schnellere und größere Schiffe und nach einigen Ausflügen auf die benachbarten, unbewohnten Inseln, entdeckten sie auf Ödland eine Siedlung. Die ersten Nordländer, die auf der Insel landeten kehrten mit Schrecken zurück nach Ravenhaim und berichteten von ihren Beobachtungen. Wesen, halb Wolf, halb Mensch sollte es auf dieser Insel geben. Sie lebten in Rudeln, waren unglaublich schnell und waren nicht erfreut über ihren Besuch gewesen. Außerdem hatten sie zwei ihrer Leute verschleppt. Die darauffolgenden Jahre wagte es niemand mehr, Ödland zu betreten.

Im Jahre 56 nach der Gründung Tiburnias wurde das Bollwerk Dunkelhain erbaut, um den westlichen Gebirgszugang zum Meer zu schützen. Der damalige Herzog der Nordlande vergab den Lehen an die Fürstin Desdemona Mortis. Fürst Feykir von Ravenhaim war über die herrschaftliche Einschränkung in seinem Reich nicht erfreut, musste nach einem dezenten Hinweis drauf, wie schnell er ersetzt wäre aber klein beigeben.
Über hundert Jahre konnte Guntrams Werk in Tiburnia den Frieden sichern. Erst um 200 nach der Gründung Tiburnias verloren die Könige Tiburnias langsam ihren Einfluss. Im Laufe der Jahre wurden sowohl die Nordlande, als auch die Südlande immer souveräner regiert und den Befehlen aus der Hauptstadt wurde nur noch widerwillig gehorcht.
Die Beziehung der Ravenhaimer und der Tiermenschen Ödlands hatte sich nach vielen Expeditionen gebessert, im Laufe der Jahre entwickelte sich sogar eine Art Freundschaft.
Tatsächlich sprachen sie die Sprache der Menschen. Waren es womöglich die zwei verschleppten Ravenhaimer gewesen, die ihnen vor Jahren die menschliche Sprache nähergebracht hatten?

Der Unabhängigkeitskrieg

308 nach der Gründung Tiburnias erklärte sich Ravenhaim von Tiburnia unabhängig. Die Fremdherrschaft brachte nichts mehr als Unfrieden. Die Nordstadt rüstete zum Kampf. Aus allen Teilen des Königreichs wurde inzwischen berichtet, dass Tiburnia nicht länger über die ganze Insel herrschen sollte, Ravenhaim wagte nur den ersten Schritt.
Auch das Tholoser Volk sprach sich damals gegen Tiburnia aus und stellte zusammen mit der
Tochterstadt Soronia ein großes Heer auf, das den Kampf mit Tiburnia aufnehmen sollte. Doch der König musste im Norden einen großen Verlust gegen den Fürsten von Dunkelhain hinnehmen und stellte sich daraufhin bei Skalmheim den vereinten Heeren aus Soronia, Ravenhaim und Tholosen, wobei er unterlag. Wie ein geschlagener Hund zog er sich mit eingezogenem Schwanz in seine Festungsstadt zurück. Diese Schlacht ging aber auch noch aus einem anderen Grund in die Geschichte ein, denn es war die einzige, in der Ravenhaim und Tholosen Seite an Seite kämpften.

Tiburnia konnte zwar auch in den darauffolgenden Jahren nicht erobert werden, dafür waren die Mauern zu stark, doch das war auch nicht das Ziel der Heere. Ravenhaim war wieder unabhängig, der Tempel der Tiburnia wurde, als endgültiges Zeichen, eingerissen. Bis heute kann man teilweise noch die Fundamente erkennen. Die Führer des Reiches behielten den Titel „Fürst“ bei, um nicht zu vergessen, wie stark das Volk des Nordens ist, wenn selbst die Fürsten den König besiegen.
Die Fürsten Ravenhaims ließen in den folgenden Jahren Burgen an strategisch günstigen Orten errichten, um den Frieden im Land auch weiterhin zu sichern. Nach den 300 Jahren Frieden hatten viele die Leiden des Krieges schon vergessen. Erst nachdem Ravenhaim wieder frei war, bemerkte man, wie schwierig es war, die Städte des Nordens zu vereinen. Wendorin hatte sich damals am längsten gesträubt, sich Ravenhaim anzuschließen, aber nachdem Thukol und Skalmheim sich dazu bereit erklärt hatte, musste die Stadt zähneknirschend zustimmen. Inzwischen war Wendorin an Größe und Einwohnern fast mit Ravenhaim zu vergleichen, nur fehlte es ihnen an Kriegern.

In den Jahren der Einheit Tiburnias entstanden natürlich Handelsbeziehungen zwischen Tholosen und Ravenhaim, die sich auch nach den Freiheitskämpfen noch erhielten. Allerdings verebbten sie zusehens, als Tholosen die Sklaverei wieder einführte. Während 300 Jahren der Einigung, gab es in ganz Tiburnia keine versklavten Menschen und so sollte es auch blieben. Der letzte wirkliche Handelszweig der mit Tholosen bestehen blieb, war Salz, denn das war nur im Norden Tiburnias zu finden. Die einzigen, die sich gegen den erneut aufflammenden Hass gegen Tholosen wehrten, waren ironischer Weise die Vorstände der Kriegerakademie. Sie sträubten sich vehement dagegen, ihre Lehrern nur den Ravenhaimern zu unterbreiten. Mit der Drohung der allgemeinen Schließung der Akademie im Rücken, mussten die Fürsten den geöffneten Tore der Kriegerakademie zustimmen. Ebenso verhielt es sich mit der Schule der Feuermagier auf Fin Aroc in Tholosen. Zwei letzte mahnende Schreie, gegen die aufkommenden Unruhen. 384 schienen die Friedensrufe endlich bis zu dem Fürst von Ravenhaim Snorre Hammason vorgedrungen zu sein. Er heiratet in diesem Jahr Calpurnia Flavia, eine reiche Tochter aus angesehenem Hause, direkt aus Tholosen. Sie hatte die Kriegerakademie in Ravenhaim besucht, und dort hatten die zwei ihren Plan gefasst. Das Ravenhaimer Volk war gespalten, es kam zu Aufständen gegen die Hochzeit und in der Folge zu Aufständen für die Hochzeit. In Tholosen verhielt es sich nicht anders. Der konservative Senat konnte sich mit dieser Entwicklung nicht anfreunden und verhängte über Calpurnia den Reichsbann. Allen Unruhen zum Trotz, heirateten Snorre und Calpurnia im Spätsommer des Jahres 384. Sogar die Familie Calpurnias war anwesend, denn sie waren, wie so manche andere für den Frieden zwischen dem Norden und dem Süden Tiburnias. Bereits neuen Monate nach der Heirat kam Snorres und Calpurnias Sohn und Thronfolger von Ravenhaim, Uthred Snorreson Flavius zur Welt.

Der Salzkrieg

Die angespannte Stimmung zwischen den beiden Städten eskalierte nach einiger Zeit vollends, als 392 n.T. die Salzförderung aufgrund neuerliche Probleme innerhalb Ravenhaims zurückging. Wendorin lieferte kein Salz mehr und wollte Ravenhaim zumindest zu neuerlichen Verhandlungen bezüglich der Freiheit Wendorins auffordern. Der Fürst musste vorerst die für Tholosen wichtigen Salzlieferungen stoppten. Der Handelsstop brachte die Tholoser zum kochen - nur ohne Salz, hatten sie doch keine andere Bezugsquelle für das weiße Gold mehr seit dem Wegfall der Handelsbeziehungen nach Mittland (In den 300 Jahren des Friedens brachen die Handelsbeziehungen nach Deliah, bzw Mittland, ab.).
In der Folge inhaftierten und versklavten die Tholoser alle Ravenhaimer, welche das Staatsgebiet der Stadt nicht schnell genug verlassen konnten, hauptsächlich Händler und deren Familien. Doch dass auch der Botschafter, Steinolf von Wellenbruch als Geisel genommen wurde, stieß die Ravenhaimer vor den Kopf, so dass sie ein Heer mobilisierten und die Küstenstraße nach Süden vorstießen. Calpurnias Ausrufe für den Frieden wurden überhört.
392 nach der Gründung Tiburnias kam es also zu einem neuerlichen Krieg zwischen Ravenhaim und
Tholosen. Die Armee drang unaufhaltsam bis zu den Stadttoren Tholosens vor, wo sie sich endlich in der Lage sah, die geschwächte Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Allerdings hatten sie nicht mit den gleich nach ihrer Ankunft eintreffenden Heeren der Städte Soronia und Calimhafen gerechnet. In die Enge getrieben, verlor Ravenhaim ein weiteres Mal den Kampf um die Südstadt. Viele Krieger mussten ihr Leben lassen. Der Rest konnte zurück in den Norden fliehen. Steinolf von Wellebruch wurde in der Arena Tholosens hingerichtet.

Das Ravenhaimer Volk war kaum mehr zu halten. Die Stimmen gegen Calpurnia wurden immer lauter. Die Fürstin bangte um ihr Kind. Uhtred war ihr Sohn, das Volk würde ihm sein Tholoser Blut nicht verzeihen. Bei Nacht und Nebel schlich sie sich mit Uthred fort und brachte ihn nach Tholosen. Der Senat gewährte dem Thronfolger Asyl. Er diente nun als ihre Lebensversicherung, Tholosen hatte eine wichtige Geisel.
Calpurnia sicherte somit vorerst den Frieden, allerdings machte sie sich selbst zur Zielscheibe des Volkes. Einige Anschläge wurden auf die Fürstin ausgeführt, die sie zum Glück überlebte.

Während Ravenhaim mit sich selbst beschäftigt war und der Fürst kaum im Stande gewesen wäre, ein
weiteres Heer zusammenzustellen, erklärte sich Wendorin frei von Ravenhaim und erhob sich zu einem Herzogtum. Eine bodenlose Frechheit, doch hatte der Fürst momentan andere Sorgen. In den darauffolgenden sechs Jahren herrschte ein erzwungener Frieden zwischen Tholosen und Ravenhaim. Die Gemüter hatten sich beruhigt und selbst Calpurnia konnte sich wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen.
Mit Hilfe ihrer Verwandten in Tholosen brachte sie Uhtred zurück nach Ravenhaim. Nachdem das Kind von allen Seiten misstrauisch beäugt wurde, redete er sich in den folgenden Jahren wieder in die Herzen der Ravenhaimer.

Seither besuchte Uthred Tholosen noch einige Male, war er doch ein Kind beider Städte und um deren
Frieden bemüht, doch stets fanden seine beschwichtigenden Worte kein offenes Ohr, weder im Norden noch im Süden. Die Scharmützel zwischen der Nord- und der Südstadt gingen weiter, Tiburnia hielt sich aus den Streitigkeiten heraus und die anderen Städte versuchten, sich entweder möglichst unauffällig zu verhalten oder unter den Schutz einer Partei zu begeben.

Wendorin griff 405 n.T. Skalmheim an, doch konnten die Heere vernichtend geschlagen werden. Bis heute ist ungeklärt, wie die kleine Stadt Skalmheim sich der Wendoriner Armee erwehren konnte.

408 schloss Ravenhaim mit den Ödländern einen Pakt. Die Tiermenschen erhielten eine Siedlung auf dem Landstrich „Skerim“ nördlich von Ravenhaim und versprachen dafür, die Ravenhaimer zu schützen. Seit dieser Zeit sieht man immer öfters Wolfsmenschen in den Nordlanden. Langsam gewöhnt sich die Bevölkerung an den Anblick der tierischen Verbündeten.

Nichts Ehrenhaftes hat der Krieg, das Heer ist müde. Keine Erfolge sind mehr zu erzielen, kein Land ist es mehr wert, erobert zu werden. Große Teile der Länder liegen brach, sind verbrannt und gespickt mit den Leichen der Bauern, und immer noch bleiben die Worte des Friedens ungehört. Die Nebel um die Insel lichten sich langsam, neue Landmassen und Reiche rücken ist Blickfeld und schielen nach dem wenigen Land, um das sich schon so lange gestritten wird. Nekromaten treiben ihr Unwesen und verbreiten Angst und Schrecken.
Der Untotenkrieg 408 n.T. hat allen Mächten Tiburnias aufgezeigt, wie schwach man doch ist. Ängstlich blickt man übers Meer und erspäht mächtige Königreiche und prunkvolle Staaten, die ihre Fühler nach neuen Machtansprüchen ausstrecken, und Tiburnia hat einen neuen König. Die Machtergreifung Giselher des Ersten, nachdem dieser alleine einen Drachen besiegt hatte, der Tiburnia angriff, wurde von den verfeindeten Städten sorgenvoll beobachtet. Kaum mehr als unachtsamer Briefverkehr war für Giselher Grund genug, das kleine Fürstentum Dunkelhain anzugreifen. Tholosen weiß, dass es allein einem neu erstarkenden Tiburnia nicht viel entgegenzusetzen hat, die Kampfkraft der Bundesgenossen ist nicht zu überschätzen. Als im Winter 408 n.T. ein weiteres Mal Uthred Snorreson Flavius vor den Toren Tholosens stand und das Gehör des Princeps verlangte, wurde er nicht zurückgewiesen. Marcus Hortalus hörte sich seine Worte genau an und erkannte deren Weitsicht. Ravenhaim feiert ein Fest, Rabenfarben, auf historischem Boden. In Skalmheim kämpften einst 313 n.T. die Heere Ravenhaims und Tholosens Seite an Seite für ihre Unabhängigkeit.
Und was Uthred forderte war dem nicht unähnlich: Ravenhaim und Tholosen sollten erneut Seite an Seite stehen, um gerüstet zu sein gegen alles, was die Zukunft bringt.

Und tatsächlich schafften es die verfeindeten Parteien sich am Fest der Rabenfarben auszusöhnen und handelten einen Pakt aus, der die ewigen Kriege beenden sollte. Ravenhaim und Tholosen sollten von nun an gemeinsam in die Zukunft schreiten, das Schwert gegen andere Feinde als sich selbst erhebend.