Clairseach erzählt...

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In einem Weiler auf der Straße nach Flemmgard Stadt hat sich die Frau mit den roten Locken in ein Eck gesetzt und löffelt ihren Eintopf. Einige Kinder spielen zu ihren Füßen "hessborgische Soldaten". Nachdem die Frau sich das eifrige Exerzieren der Kleinen einige Zeit angesehen hat, sieht sie sich prüfend nach allen Seiten um und winkt die Kinder dann zu sich. "Wollt ihr eine Geschichte hören?" fragt sie mit melodiöser Stimme. Die Kinder bekommen große Augen und nicken. Die Frau zupft ein paar Töne auf ihrer Harfe. "Dann hört mir gut zu, denn das ist eine sehr wichtige Geschichte. Es ist die Geschichte, woher ihr kommt. Die wird heute nicht mehr erzählt, weil es verboten ist." Die Frau zwinkert. "Also erzählt sie nur weiter, wenn keiner euch dabei erwischt!"


"Vor langer, langer Zeit wurde Flemmgard von Siedlern aus dem Norden, dort, wo heute Norpveldren liegt, besiedelt. In diesen Tagen wurden die fruchtbaren Ebenen noch von den wilden und grausamen Hjongostämmen bewohnt. Nach einigen blutigen Gefechten gelang es den Siedlern aus dem Norden, Gebiete an den Ausläufern des Wunschelwaals für sich zu gewinnen. Doch dort lebte bereits das Alte Volk, das im Einklang mit dem Wald und der Muttergöttin den hjongischen Stämmen trotze. Die neuen Siedler und das Alte Volk vermählten sich, da die Weisheit des Alten Volkes groß war und die Stärke durch die Vereinigung zunahm. Dieses Vereinte Volk lebte nun in Stammesgemeinschaften ohne gemeinsame Herrschaft, jeweils angeführt von Häuptlingen. In dieser kriegerischen Zeit sollen auch erstmals Frauen in den Wald gegangen sein um eine Verbindung mit diesem einzugehen. Von der Muttergöttin berührt kamen sie als Druidinnen zu den Stämmen zurück und wurden zu weisen Beraterinnen und großen Anführerinnen.

Eines Tages schließlich spuckte der große Berg, den wir heute Iggenorp nennen, Feuer und Rauch, der Himmel verdunkelte sich und schwarzer, vergifteter Regen fiel auf die fruchtbaren Länder. Die Hjongischen Stämme flohen in Panik Richtung Osten, das Vereinigte Volk jedoch, von der Weisheit der Druidinnen geleitet, duckte sich nur unter die Kronen der Bäume und wartete die dunklen Tage ab. Als der Himmel sich schließlich aufhellte und klarer Regen fiel, verließen die Weisen den Schutz der Bäume und besiedelten das Land, das von da an noch grüner und fruchtbarer schien als je zuvor. Die Hjongos hingegen rotteten sich voll Furcht an der Meerenge im Osten zusammen und waren lang nicht gesehen.

Von diesem Tage an blühte das neue Vereinigte Volk auf. Das Land wurde bestellt, Nussplantagen errichtet, Dörfer wurden gebaut und wuchsen zu kleinen Städten, die größte davon Nussingen an der südlichen Küste des Landes. Viele Jahrzehte lebte das Vereinigte Volk friedlich und im Glauben an die Mutter zwischen den Bäumen und den saftigen Hügeln, ehe die Rache der Hjongischen das Volk ereilte. Ohne Vorwarnung und mit geballter Kraft stießen die hjongischen Pferdemenschen vor in die Gebiete der Weisen und erschlugen Frauen und Kinder, Alte und Junge. Ehe das Vereinte Volk sich zu wehren wusste, waren die Hjongischen Truppen vor den Mauern Nussingens. Hier jedoch erschlug die heldenhafte und mutigste unter den Weisen, Leannan, ihr eigenes Leben opfernd, den Anführer der Pferdemenschen, sodass diese ziellos und in Panik die Länder verließen und wieder gen Osten galoppierten. Von da an waren die Mitglieder der Familie Leannans die Oberhäupter über alle Stämme des Vereinten Volkes.

Die Familie der Leannans brachte Frieden und Wohlstand für viele Jahre und was zerstört war wurde wieder errichtet, schöner und größer als zuvor. Es wurde Handel mit den Nachbarn gepflegt und der Glaube an die Mutter blühte auf wie eine Frühlingsrose. Doch abermals verdunkelten sich die Himmel über den fruchtbaren Ländern der Weisen. Die Druidinnen waren es, die den abermaligen Ausbruch des Iggenorp vorausahnten und alle Familien an einem Küstenzipfel im Süden zusammenführten, wo Rettung erfolgen sollte. Sie kam in Gestalt eines alten Zaubereres - älter als die Zeit - durch den Stab des großen Wuzem. Dieser alte Weise erzeugte eine gewaltige Schutzkuppel um die Stadt Nussingen, sodass der darauf folgende gewaltige und zerstörerische Feuerregen weder die Stadt noch das Volk versehrte. Von da an hieß die Stadt Flemmgard, das Land Flemmgard und das Volk Flemmgarder.

Wieder war das Land unter schwarzer Asche bedeckt und wieder war es an einem neuen Volk, dem Volk der Flemmgarder, es neu zu errichten. Ein weiteres Mal machten sie sich daran, das Land zu bestellen, Wohlstand zu mehren und die Mutter zu preisen. Und abermals erhob sich Flemmgard noch schöner als zuvor aus den Trümmern. Es folgten abermals Jahrhunderte des Friedens und des Wohlstandes, des Handels und des Glaubens, goldene Zeiten unter den Königinnen der Familie Leannan."...