Der Donnergraf von Kiefernwacht

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Einst lebte ein stolzer Graf in Kiefernwacht. Er war ein stolzer und großer Krieger, oft maß er seine Kraft im Turnier oder zog in die Schlacht. Es gab keinen Gegner der ihm trotzen, und keinen Feind, der ihn bezwingen konnte. Der Sieg folgte dem Grafen auf den Schritt. Keiner wollte gegen den Adeligen aufbegehren, denn er war ein kalter und grausamer Mann. Mit seinen Feinden kannte er keine Gnade, und seine Untertanen ließ er ausbeuten und so seine Macht mehren. Der Graf kannte keine Furcht, und getrieben von Abenteuerlust und Machtgier strebte er immer weiter. Landstrich für Landstrich beanspruchte und eroberte er. Und mit jedem Tag wurde er grausamer, und wenn er nicht in den Krieg zog, dann wütete er blutig und willkürlich unter der Bevölkerung. Da wandten sich seine Untertanen an den Herzog, den Lehensherrn des Grafen von Kiefernwacht, er möge ihrer Unterdrückung ein Ende setzten und den Grafen absetzten.

Der Herzog ein kluger Mann, wusste, dass der Graf nicht auf seinen Befehl hören würde und nur das Wort des Krieges kannte. So ließ der Herzog seine Ritter und Knechte zu den Waffen rufen. Unter seinem Heerbann versammelten sich all seine treuen Lehensmänner, aber auch zahlreiche andere Ritter und Adelige, die den Grafen von Kiefernwacht der Gerechtigkeit zuführen wollten. Alsdann die Truppen des Herzoges versammelt waren, da legte der Lehensherr selbst den Harnisch an und ritt seinen Soldaten voran gen Kiefernwacht.

Der Graf unterdes war über die herannahenden Feinde unterrichtet worden und zog eilends seine eigenen Krieger zusammen, bereit sich mit dem Herzog zu schlagen. Vom Bergfried der Festung Kiefernwacht sah er dem Heerbann entgegen, vor seiner Burg wollte er sie erst willkommen heißen. Als die Truppen nahe genug waren, ritt der Herzog voran zum verschlossenen Tor und rief hinauf: „Kommt, Graf, steigt herab von Eurem Turm, entsagt Eurer Ämter und Würden und ich lasse Euch ziehen. Ihr dürft aber nie wieder dieses Land und Eure Burg betreten, denn sonst seid Ihr des Todes.“ Da lachte der Graf von der Mauer höhnisch herab, spuckte aus und spottete: „Euer kümmerlicher Haufen, mein ‚Herr‘, wird meine Burg nie nehmen. Ihr werdet mich nie besiegen können! Nicht einmal mit den Göttern an Eurer Seite könntet Ihr das!“ „Spottet nicht über die Götter! Ihr habt große Schuld auf Euch geladen, doch wenn Ihr euch jetzt ergebt und Buße tut, werden sie Euch vielleicht vergeben.“, rief der Herzog, der Wind begann zu brausen und dunkle Wolken zogen auf. Abermals höhnte der Graf: „Ich spucke auf die Zwölf, und auf die Sechs, ich bin mein eigener Herr, ich tue was ich will und bin niemanden Rechenschaft schuldig.“

Da zerriss ein Blitz, vor Rotarihm selbst befohlen, den dunklen Himmel, und Donner machte den Erdboden und die Mauern der Burg erzittern. Der Graf an der Brüstung kippte tödlich getroffen vorne über und stürzte haltlos in den Hof. Und mit einem Male war es still, bis plötzlich sich ein Ruf breit machte: „Ein Zeichen, ein Zeichen der Götter!“ Als die Verteidiger das sahen was geschehen war, öffneten sie dem Herzog das Tor und ergaben sich. Der Herzog selber aber blieb an der Stelle, von der aus er mit dem Grafen gesprochen hatte. Mit leiser Stimme sprach er zu einem seiner Vertrauten: „Das ist die Strafe für all seine Untaten und seinen Frevel. Im Tode soll er sein Land schützen, wenn er jemals Ruhe finden will.“

Damit endete das Leben des Grafen von Kiefernwacht, aber noch heute sieht man ihn ab und an mit angetanem Harnisch durch die Flure seiner einstigen Burg streifen und grimmig seine Schuld abbezahlen. Des Nachts bei Sturm soll man ihn auf den Zinnen des Turmes lachend sehen.