Von vier Kakteen

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Im heißen Szela Mahr lebte einmal ein reicher Händler und sein eitler, einfältiger Sohn Ramsan. Der Händler zog immer wieder nach Fanar um dort seine Waren zu verkaufen und sein Sohn begleitete ihn. Der Weg war zwar weit, aber leicht zu finden, wenn man wusste wie. Ramsan merkte sich die Route: aus der Stadt hinaus, gerade aus, beim ersten Kaktus rechts, über das Geröll die Düne hinan, dort beim Kaktus dann links, die Düne runter, runter, runter. Beim nächsten Kaktus wieder rechts und dann lange gerade aus bis man den vierten und letzten der Kakteen erreicht, dort einfach nach links abbiegen und schon ist man in Fanar. Oft gingen die beiden den Weg gemeinsam, aber nicht immer. So kam es auch, dass eines Tages Ramsan alleine zuhause war. Sein Vater war gerade auf Geschäftsreise, als ein Kunde zu ihnen ins Haus kam. Dieser hatte eine eilige Lieferung nach Fanar zu bringen. Zuerst scheute sich Ramsan den Auftrag anzunehmen, aber dann dachte er sich: „Den Weg kenne ich. Das wird ein Kinderspiel und Vater wird stolz auf mich sein.“ Also schlug der Sohn ein und machte sich auf den Weg zur Hafenstadt. Er ging aus der Stadt hinaus, gerade aus, beim ersten Kaktus rechts, über das Geröll die Düne hinan, dort beim Kaktus dann rechts, die Düne runter, runter, runter. Beim nächsten Kaktus wieder rechts und dann lange gerade aus bis man den vierten und letzten der Kakteen erreicht, dort einfach nach rechts abbiegen und schon ist man in Fanar… Ach, doch noch nicht, da war der Kaktus. Ramsan musste also recht, über das Geröll die Düne hinan, dort beim Kaktus dann rechts, die Düne runter, runter, runter. Beim nächsten Kaktus wieder rechts und dann lange gerade aus bis man den vierten und letzten der Kakteen erreicht, von dort aus rechts… und…

So lief Ramsan, ohne es zu wissen, im Kreis, immer und immer wieder. Er hatte sich nicht verirrt, er wusste wo er war, doch nicht wie er heim oder nach Fanar kommen sollte. Nach einiger Zeit begann den Jungen großer Durst zu plagen. Zu trinken hatte er nichts mehr bei sich. Er fürchtete schon, er müsste verdursten. Da sah er in der Ferne einen wasserversprechenden Kaktus stehen. Endlich was zu trinken! Schnell hieb er die Pflanze, seinen Wegweiser, nieder. Diesen brauchte er nicht mehr, er war ohnehin bald in Fanar. Gierig trank er, doch war er letzten Endes noch immer durstig. Den Weg kannte Ramsan, rechts, über das Geröll die Düne hinan, dort beim Kaktus dann rechts. Aber zuvor gönnte er sich noch einen schnellen Schluck von diesem Kaktus, nachdem er ihn gefällt hatte. Dann setzte er seinen Weg fort, die Düne runter, runter, runter. Ah, ein Kaktus, schnell was trinken, und dann weiter. Gesagt, gefällt, getan. Nicht mehr lange, dann würde Fanar in Sicht kommen. Bald erreichte Ramsan den vierten und letzten Kaktus. Noch immer leicht durstig, labte er sich an der Pflanze. Immerhin war er jetzt fast da, Wegweiser brauchte er nicht mehr.

Herrlich erfrischt setzte er seine Reise fort, bog nach rechts ab und ging gerade aus bis zum Kaktus… aber da war keiner. Wo war er abgeblieben? Ach, egal, dachte sich Ramsan, kehre ich halt um. Am Absatz machte kehrt und stiefelte zurück. Aber wohin? Da war auch kein Kaktus mehr zu sehen. Vielleicht war er beim Kaktus falsch abgebogen? Aber wo war der blöde Kaktus denn jetzt?

So irrt Ramsan heute noch durch die Wüste, auf der Suche nach den vier Kakteen, die ihm vielleicht den Weg nach Fanar weisen.