Sterngards güldener Wall

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In jener Zeit, als das Reich noch jung und schwach war, gelang es den Dunkelelfen mit grauenhaften Dämonen und vielen Norkindern die Grenzen und Festungen der Fenmark zu überwanden. So stark waren die Armeen der Blasshäute, dass sie weit ins Reich vordrangen und schließlich die Ufer des Löwen erreichten. Die Mark war gefallen und der Feind stand vor den Toren der jungen Reichshauptstadt. In ganz Sterngard wurden die Glocken sturm geläutet, die festen Eisentore verschlossen und die Bürger zu den Waffen gerufen.

Bei Einbruch der Nacht brach die Belagerung los. Von jenseits des Flusses warfen gewaltige Kriegsmaschinen Felsen und Feuerbälle gegen die Mauern der Hauptstadt. Krachend prallten sie gegen den mächtigen Stein und stürzten nutzlos in die Fluten. Doch unermüdlich schleuderte der Feind seine Geschosse gegen den Wall und in die Stadt, sodass bald die Mauern zu reißen begonnen, während in Sterngard selbst sich eine Feuersbrunst ausbreitete. Und immer wieder ergossen sich Schauer von vergifteten Pfeilen über die tapferen Verteidiger. Der König erkannte, dass mit den wenigen Soldaten, die gerade in der Stadt waren, und der schlecht ausgebildeten Bürgerwehr die Stadt nicht lange standhalten konnte, also entsandte er Boten mit dem Hilferuf Sterngards.

Tage verstrichen und die Lage der Stadt, die nicht für eine Belagerung gerüstet war, wurde immer verzweifelter. Mittlerweile war der Schildwall gebrochen und eine breite Bresche klaffte in der Mauer, und selbst die mutigsten Bürger wurden hoffnungslos. Trotzdem fochten die Bewohner Seite an Seite mit den Soldaten für ihre Stadt.

Da ersann der Ordensmeister der Paladine einen Plan. Wenn schon nicht der Mensch den Dunkelelfen Einhalt gebieten konnte, dann musste dies deren oberster Schirmherr und Gott Auril tun. Doch der Herr des Lichtes war seit Jahrtausenden nicht mehr auf Deliah erblickt worden. Daher wollte der Großmeister die Elfen mit einer List täuschen.

Mitten in der Nacht während des nächsten Sturms auf die Bresche, so befahl er zweien seiner Paladine, sollen sie hinabzusteigen in die heiligen Gewölbe der Ordenshochburg und das Fragment der Sonne, die Reliquie des Ordens, hervorholen. Sie sollen sie hinauftragen in höchsten Turm, von wo aus das Licht der Flamme die Nacht erhellen könne. Gleichzeitig würden die Wachen die Hörner blasen und Glocken läuten. Der Großmeister aber hingegen wolle in der ersten Schlachtreihe stehen und beim Anblick des Lichtes ausrufen, der Herr Auril sei wiedergekehrt.

Als die Nacht am dunkelsten und kein Stern am Himmel zu sehen war, da rückten die dunkelelfischen Heerscharen heran. Bestien stürmten durch den Fluss und brachten die Fluten zum Kochen, Dämonen spien ihren miasmatischen Odem in die Stadt, und vergiftete Pfeile gingen auf die Verteidiger hernieder, doch ihre Reihen wankten nicht. So setzte der Feind über den Fluss und die Streitmacht der schrecklichen Elfen prallte auf die tapferen Verteidiger.

Da erklangen die Hörner und die Glocken wurden geschlagen, selbst der Kampfeslärm wurde übertönt. Aus der obersten Kammer des höchsten Turmes der Ordensfestung sprang ein gleißender Lichtschein. Ein goldener Glanz erhellte die finstere Nacht und riss hinfort die dunklen Schatten. Das heilige Licht verbrannte das Fleisch der dämonischen Bestien im finsteren Heerhaufen und zerschmetterte ihre Leiber. Schreiend und kreischend zogen sich die geblendeten Elfen zurück ans rettende Ufer. Von dort aus schleuderten sie erneut mit ihren Kriegsmaschinen Brandgeschosse auf die Stadt. Doch diese zerschellten Mitten im Flug an einer Barriere aus reinem Licht. Kein Feind, kein Pfeil oder unheilige Macht konnte diesen güldenen Wall durchdringen oder zerreißen.

Als der oberste der Paladine, in der Bresche stehend, dieses Wunder sah, nahm er seinen Helm ab, seinen Ruf hatte er inzwischen ganz vergessen, und staunte mit offenem Munde: „Wahrlich, der Herr ist zurückgekehrt.“

Die Streiter Aurils ließen das Feuer im Turm weiterbrennen, so lange bis Rettung herangerückt war.