Eherne Wehr: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. Januar 2017, 16:10 Uhr
Am hohen Fels beim dunklen Teich
Wacht seit früher Zeit und alten Tagen
Die fest’ste Burg vom ganzen Reich
Stolz mit tausend Zinnen ragen.
Engelstein ist sie genannt, die hehre,
Ein Bollwerk gegen Feindesland
Bewacht vom Haus zur ehrnen Wehre,
Das dort regiert mit kundiger Hand.
Graf Hagen war’s, der letzte Sohn
Aus jenem kriegerischen Stamme,
Erwarb sich dort den höchsten Lohn,
Auf seine Gruft die ewigliche Flamme!
In seinem Namen brennt das Feuer,
Das unverlöschliche des Ruhmes.
Übers Grab hinaus ist er uns teuer,
Als Vorbild echten Heldentums.
Und fragt nur einer in die Runde,
Und weiß nicht, wie der Hagen fiel
So gebt ihm treulich genau Kunde,
Wie ich es auch nun singen will.
Das Leben gab er hin, der Starke,
Der beste Rittersmann bei weit –
Zu halten unsere Fenmarke
In tödlich hartem Waffenstreit.
Die dunkle Göttin am Elbenthron
Rief ihr Volk, das bleiche, zum Krieg,
Zurück zu bringen die blutige Kron’,
Ihrer sich würdig zu weisen im Sieg.
Jene Kron’ mit den prächtigen Steinen –
Ein mächtiger Zauber seit Alters darin -
Schützten Hagen und vor ihm die Seinen
In steinernen Wällen, Turm und Zinn’.
Die dunkle Göttin, von Rache verzehrt,
Umgab ihre Kinder, die Elben, mit Nacht.
So im Verborgenen und unversehrt
Hat sie die Kämpfer zum Tore gebracht.
Sie bliesen das Horn mit dumpfem Tone -
Ein Hüne, ihr Führer, der tritt da hervor -
Und fordert von Hagen zu Handen die Krone,
Und aufzuschließen dem Heere das Tor.
Grausen erfasst sie, die Männer und Frauen,
Als sie in Reihen der Elben die Lieben,
Die Brüder und Schwestern versklavet erschauen,
Gebrochenen Willens, gezeichnet von Hieben.
Da ruft der Graf in die düstere Stille –
Er steht ganz nahe beim Tore im Wall –
Dass die Krone zu geben nicht sei sein Wille,
Und diese Nacht auch nicht Engelsteins Fall.
Da splittern die Tore berstend entzwei und
In schwärzlich geröteter Rüstung dringt
Die mordende Horde der Elben ins Rund
Des Hofes, den bald mit Gewalt sie bezwingt.
Da fechten die Helden, die Reiter der Greifen,
Die Schwestern Faruns und Söldner die Menge,
Und Menschen und Elben verbluten, erbleichen
Ein Jammer und Tod in dem grässlich Gedränge.
Hagen, er selbst, spiest mit der kräftigen Hand -
Sie führt eines Ahnen prächtige Lanze -
Einen elbischen Edelen fest an die Wand,
Der ihm unterlag im tödlichen Tanze.
Sogleich springen zehn Feinde herbei,
Können nach langem Kampf ihn besiegen,
Nachdem er ihrer erschlug an die drei.
Sie wähnen ihn tot und lassen ihn liegen.
Um ihn her tobt Kampf und Waffengeklirre,
Im Sturme bezwingen die Elben die Wehr.
Immer grauser wird das Schlachtengewirre,
Des liegenden Grafen gedenkt niemand mehr.
Noch einmal belebt sich im Leib ihm das Herz,
Er strafft die wunden, zernichteten Glieder,
Verbeißt mit den Zähnen ärgesten Schmerz.
Und so erhebt zuletzt er sich wieder.
Trüb rings umher schaut er die Leichen
In brüchigen Panzern, schwerterzerhau’n.
Es will die Träne im Auge nicht weichen,
Und neuer Hoffnung nicht das Graun.
Da fällt sein sterbender Tränenblick
Auf sie, die letzten ritterlich Treuen,
Die kämpfend und weichend nicht zurück
Die Waffen der tödlichen Elben nicht scheuen.
So weiht er sich dem Tod als letzter Ehre,
Gesellet sich zu seiner Freunde Streit,
Klaubt aus dem Sand die eiserne Wehre,
Die Lanze, die ihm der Ahn so scharf bereit'.
Ein letztes Mal stürmt er zähe darein,
Ein letztes Mal soll Sieg ihm werden!
Doch hilft es nichts und im Verein
mit den treuesten Helden muss er sterben.
Da liegt der letzte Graf auf kalter Erde,
Über sich das reich gestirnte Firmament
fragend, ob einmal wieder Morgen werde,
und seine große Seel gen Himmel send’t.
Verloren zwar sind heute Land und Feste,
Die Kron geraubt von elbisch Frevlerhand,
Uns künden von jener Zeit noch stolze Reste,
Von Heldentum, das nie der Fenmark schwand.
Und den Graf, der bis zum letzten Augenblick,
Gekämpft, gehofft - wie dieses Lied euch lehre, -
Ereilte, wie die Götter es bestimmen, das Geschick
Dass sein Namen, Hagen, ruhmvoll ewig währe!
©Taldrian